Siegfried Anzinger
Siegfried Anzinger, Ohne Titel, 2022, Zeichnung, 42 x 29,7 cm, © Siegfried Anzinger
29. Juni 2023 bis 08. September 2023
Der Bildhauer als Zeichner
Eröffnung und Kunstgespräch
Donnerstag, 29. Juni, 19.00 Uhr
Hubert Nitsch, Kurator Kunstraum St. Virgil im Gespräch mit Siegfried Anzinger
Siegfried Anzinger ist ein viel beachteter österreichischer Maler, Zeichner und Bildhauer, der zu den Begründern der sogenannten „Neuen Wilden“ Anfang der 1980er Jahre (gemeinsam mit Erwin Bohatsch, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl und Hubert Schmalix) zählt. Bereits 1981 zog er nach Köln, wo er seither lebt und seit 1997 an der Kunstakademie in Düsseldorf unterrichtet. Seine Werke wurden in großen Einzelausstellungen wie 2010 im Kunstmuseum Lentos, Linz und 2014 im Bank Austria Kunstforum Wien präsentiert. Im sakralen Bereich sind ihm zwei große Fenstergestaltungen aus dem Jahr 2008 in der Pfarrkirche Weyer, Oberösterreich zu verdanken.
In der Ausstellung im Kunstraum St. Virgil ist eine Auswahl von 34 seiner Zeichnungen aus dem Jahr 2022 zu sehen.
Die Vielfalt und Verschiedenheit der Bleistiftstriche, aber auch die Themen der präsentierten Zeichnungen, sind groß. Sie reichen von Jesusdarstellungen bis zu Wochenend-Idyllen oder Tierszenen. Dabei werden verschiedene Welten miteinander verwoben, hinter der sich oftmals humorvolle, spielerische Andeutungen verbergen: der leichtbekleidete Hieronymus, der hoffnungsvoll auf den Gekreuzigten blickt und dabei von seinem Löwen argwöhnisch betrachtet wird, das nackte Pärchen, das hofft, von den vorbeischreitenden wilden Tieren nicht entdeckt zu werden und die Indianer, die durch eine kahle Landschaft reiten, erinnern an doppeldeutige Szenen aus Karikaturen und Comicstrips. Der Bildaufbau, die Räumlichkeit, Dichtheit und Leere erzeugen eine gewisse Spannung, die alle Zeichnungen zu einer einzigartigen Erzählung verbinden. Scharfsinn und Ironie verschränkt mit der Ikonografie des Profanpopulären und dem Sakralen, sind stetige Begleiter dieser vielschichtigen Bilderwelten. Den Betrachter*innen wird dabei viel Raum für die eigene Interpretation geboten, die wie bei einer filmischen Inszenierung in den zeichnerischen Kosmos des Künstlers eintauchen können. Zeichnen ist für Siegfried Anzinger im Vergleich zur Malerei, bei der er jedes Mal um das richtige Gelingen bangt, „(…) eine Poesie in Fünfzeiler, ein Sinneseindruck, den man im Telegrammstil zu Papier bringt und (…) der viel mehr Fragen auf sich zieht als anbietet.“(1)
Mit dieser Ausstellung fügt Siegfried Anzinger der seit 2003 laufenden Ausstellungsreihe der Bildhauer*innen als Zeichner*innen mit Josef Zenzmaier, Sepp Auer, Ruedi Arnold, Lois Anvidalfarei, Ulrike Lienbacher, Michael Kienzer, Franz Josef Altenburg, Gerold Tusch, Julie Hayward, Werner Feiersinger, Iris Andraschek, Irene und Christine Hohenbüchler, Willi Scherübl, Oswald Oberhuber, Tone Fink, Hans Schabus, Brigitte Kowanz, Josef Bauer und Heimo Zobernig eine neue Facette hinzu.
Siegfried Anzinger
wurde 1953 in Weyer/Oberösterreich geboren und lebt in Köln und Wien. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien (1971-1977) und wurde mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Oskar-Kokoschka-Preis, dem großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst und ist international mit Ausstellungen und Projekten vertreten. Bereits in jungen Jahren nahm er 1982 an der documenta 7 in Kassel teil und bespielte 1988 den Österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig.
Montag bis Samstag 8.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 8.00 bis 13.00 Uhr
(1) Siegfried Anzinger im Interview im Rahmen seiner Ausstellung 2014 im Bank Austria Kunstforum Wien